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Der Beginn einer zauberhaften Zeit
Der Beginn einer zauberhaften Zeit
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Es war noch still im Haus, als Loonie, die kleine Spitzhündin mit dem honiggoldenen Fell, ihre Augen öffnete. Draußen vor dem Fenster dämmerte der Morgen in einem kühlen, winterlichen Blau, doch drinnen war es wohlig warm. Loonie reckte sich ausgiebig, bis ihre Pfoten zitterten, und schüttelte sich dann so kräftig, dass ihr dichter Kragen nur so flog. Heute lag eine besondere Spannung in der Luft, ein feines Knistern, das ihre empfindliche Hundenase sofort registrierte. Es roch nicht nur nach dem gewohnten Kaffee aus der Küche, sondern auch nach Zimt, frischem Tannengrün und einer Prise Geheimnis.
Mit dem typischen, tänzelnden Gang ihrer Rasse trippelte sie aufgeregt in das Wohnzimmer. Dort saßen ihre Lieblingsmenschen, Tobi und Anna, bereits auf dem flauschigen Teppich vor dem Kamin, in dem ein kleines Feuer prasselte. Zwischen ihnen stand eine große, verstaubte Pappkiste, die Loonie noch nie zuvor gesehen hatte. „Guten Morgen, kleine Fellnase!“, rief Tobi fröhlich und breitete die Arme aus. Loonie ließ sich nicht zweimal bitten. Sie stürmte los, sprang Tobi fast in den Schoß und verteilte stürmische Guten-Morgen-Küsschen, bis er lachend abwehrte. Anna lächelte sanft. „Vorsicht, Loonie! Wir haben hier Schätze versteckt“, sagte sie und deutete auf die geheimnisvolle Kiste.
Neugierig steckte Loonie ihren Kopf tief in den Karton. Es raschelte verdächtig. War da etwa eine Maus drin? Nein, es waren glitzernde Kugeln, hölzerne Figuren und eine lange Girlande aus Stoff, an der vierundzwanzig kleine, rote Säckchen hingen. „Heute ist der erste Dezember“, erklärte Anna feierlich und hob die Girlande hoch. „Die Adventszeit beginnt.“ Gemeinsam befestigten sie die bunte Kette am Kaminsims. Loonie beobachtete jede Bewegung genau, den Kopf schiefgelegt, die braunen Knopfaugen hellwach. Als Tobi das erste Säckchen mit der glitzernden, goldenen Ziffer „1“ öffnete, hielt die kleine Hündin den Atem an. Zum Vorschein kamen zwei Pralinen für die Menschen und – zu Loonies großer Freude – ein knuspriger Sternenkeks, der herrlich nach Leberwurst duftete.
Zufrieden mampfend legte sich Loonie danach vor das große, bodentiefe Fenster. Draußen begannen gerade dicke, weiße Schneeflocken vom Himmel zu wirbeln, die sich leise auf die Dächer der kleinen Stadt legten. Anna und Tobi kuschelten sich neben sie auf den Boden und betrachteten das tanzende Weiß. „Weißt du was?“, flüsterte Tobi und kraulte Loonie sanft im Nacken. „Ich glaube, das wird das schönste Weihnachtsfest überhaupt. Wir haben uns eine Menge vorgenommen.“ Loonie spitzte die Ohren. Ihre Rute klopfte leise, aber aufgeregt auf den Boden. Sie wusste zwar nicht genau, was „Weihnachtsfest“ bedeutete, aber wenn es so gut schmeckte wie der Sternenkeks und so gemütlich war wie dieser Morgen, dann konnte sie es kaum erwarten. Was wohl morgen in dem zweiten Säckchen stecken würde? Und was hatte es mit dem Schnee auf sich, der draußen immer dichter wurde?