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Mehlwolken und süße Düfte

Mehlwolken und süße Düfte

Mehlwolken und süße Düfte
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Als Loonie am Morgen des vierten Dezembers die Augen öffnete, war es im Haus bereits ungewöhnlich lebendig. Ein leises Klappern und ein summenartiges Geräusch drangen aus der Küche in den Flur. Die kleine Spitzhündin schüttelte sich kurz, ließ ihre Hundemarke fröhlich klimpern und tappte neugierig los. Im Wohnzimmer fiel ihr Blick sofort auf den Tisch, wo der gestern gebundene Adventskranz stand. Der harzige Duft der Tannenzweige hing noch immer in der Luft, doch heute mischte sich eine neue, süßliche Note darunter, die Loonies schwarze Nase zucken ließ. In der Küche angekommen, wurde Loonie mit einem breiten Lächeln empfangen. Anna stand in einer großen Schürze am Tisch, auf dem sich Tüten mit Mehl, Zucker und Nüssen stapelten – genau so, wie sie es am Vorabend angedeutet hatte. „Guten Morgen, Schlafmütze!“, rief Tobi fröhlich, der gerade versuchte, eine Tüte Haselnüsse zu öffnen, ohne dass der Inhalt durch die ganze Küche flog. Bevor jedoch der erste Teig gerührt werden konnte, zeigte Anna auf den Adventskalender, der an der Wand hing. Das vierte Säckchen baumelte verlockend am Band. Loonie wusste genau, was zu tun war. Schwanzwedelnd setzte sie sich vor Tobi, der das Säckchen vom Band löste. Als er es öffnete, purzelten drei silbern glänzende Metallformen in seine Hand. Es waren Ausstechformen: ein großer Stern, ein Tannenbaum und – zur großen Begeisterung von Tobi – ein kleiner Knochen. „Das passt perfekt“, lachte er und hielt Loonie die Knochenform vor die Schnauze. Die Hündin schnupperte vorsichtig an dem kalten Metall. Es roch nach nichts, aber Tobi schien sich sehr darüber zu freuen, also bellte sie kurz zustimmend. Nun begann das große Abenteuer in der Küche. Anna schüttete weißes Pulver in eine Schüssel, und eine feine Wolke stob empor. Loonie nieste überrascht, als sich der feine Staub auf ihre Schnurrhaare legte. Es sah aus wie der Schnee draußen im Garten, schmeckte aber staubtrocken und langweilig, wie sie nach einem kurzen Lecken über den Boden feststellte. „Das ist Mehl, Loonie, unser Indoor-Schnee“, erklärte Anna kichernd und wischte der Hündin mit dem Daumen sanft die weiße Nase sauber. Während der Mixer lautstark brummte und Butter mit Zucker vermengte, wich Loonie keinen Zentimeter von Annas Seite. Es könnte ja etwas Leckeres herunterfallen. Damit Loonie nicht leer ausging, knetete Anna in einer kleineren Schüssel einen speziellen Teig nur für sie – aus Leberwurst, etwas Quark und Haferflocken. Tobi rollte den Teig aus und durfte die neue Knochenform einweihen. Loonie beobachtete jede Bewegung ihrer Menschen mit Argusaugen. Als die Bleche schließlich im Ofen verschwanden, begann der schwierigste Teil des Morgens: das Warten. Loonie legte sich strategisch günstig direkt vor die Glasscheibe des Backofens. Dort war es nicht nur herrlich warm, sie konnte auch genau sehen, wie die Plätzchen langsam goldbraun wurden und aufgingen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erfüllte ein himmlischer Duft nach Vanille, Nüssen und gebackener Leberwurst das ganze Haus. Tobi holte die heißen Bleche heraus, und wenig später saßen alle drei gemütlich im Wohnzimmer. Anna und Tobi knabberten an ihren süßen Sternen, während Loonie stolz ihren eigenen, abgekühlten Hundekeks zerkaute. Zufrieden krümelte sie auf ihren Teppich, während draußen dicke Schneeflocken an die Fensterscheibe klopften. „Das war ein perfekter Backtag“, seufzte Tobi zufrieden und streckte seine Beine aus. Sein Blick wanderte in den Flur, wo Loonies Leine und ihre eigenen Winterstiefel standen, an denen noch etwas Matsch vom letzten Spaziergang klebte. „Aber wenn ich mir unsere Schuhe so ansehe“, murmelte er und zwinkerte Anna zu, „dann wartet morgen Abend noch eine ganz wichtige Aufgabe auf uns, bevor der Nikolaus kommen kann.“ Loonie spitzte die Ohren. Sie verstand zwar nicht ganz, warum Tobi so ernst auf die schmutzigen Stiefel starrte, aber sie spürte, dass die gemütliche Adventszeit noch viele Überraschungen für sie bereithielt.